
KLOSTERMEDIZIN / PHYTOTHERAPIE
Klostermedizin bezieht sich auf die medizinischen Praktiken und das Heilwissen, das in Klöstern vom 6. bis zum 12. Jahrhundert angewendet wurde. Diese Form der Medizin wurde hauptsächlich von Mönchen und Nonnen praktiziert und basierte stark auf der Verwendung von Heilpflanzen und Kräutern.
Die Klostermedizin war ein wichtiger Teil der mittelalterlichen Medizin und wurde in Klosterschulen wie Fulda, Reichenau und St. Gallen gelehrt. Die Mönche und Nonnen hatten umfassende Kenntnisse über die Heilwirkung von Pflanzen und nutzten diese zur Behandlung verschiedener Krankheiten.
Ein bekanntes Beispiel für eine bedeutende Persönlichkeit in der Klostermedizin ist Hildegard von Bingen, die im 12. Jahrhundert lebte und zahlreiche Schriften über Heilpflanzen und deren Anwendung verfasste. Ihre Ansätze und Rezepte sind bis heute von großer Bedeutung für Phytotherapie und Klostermedizin.
Telefonsprechstunde: Dienstag 09:00 - 11:00 und Donnerstag 16:00 - 18:00 Uhr
Forschergruppe Klostermedizin
Die Forschergruppe Klostermedizin wurde 1999 am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg gegründet. Ihr Ziel ist es, das historische Wissen über Heilpflanzen zu erforschen, zu bewahren und für die heutige Zeit nutzbar zu machen. Die Gruppe erstellt detaillierte Pflanzenporträts, entwickelt eine umfangreiche Datenbank historischer Heilpflanzen und arbeitet interdisziplinär mit anderen wissenschaftlichen Projekten zusammen.
Arzneipflanze des Jahres
Die Forschergruppe Klostermedizin wählt jährliche die Arzneipflanze des Jahres. Für das Jahr 2024 wurde die Blutwurz (Potentilla erecta) zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Diese Pflanze ist bekannt für ihre entzündungshemmenden und adstringierenden Eigenschaften und wird traditionell zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden und Hautproblemen eingesetzt.
Phytotherapie
Auch bekannt als Pflanzenheilkunde, ist die Anwendung von Heilpflanzen zur Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten. Sie nutzt verschiedene Pflanzenteile wie Blätter, Blüten, ‚Wurzeln und Samen in Form von Tees, Tinkturen, Extrakten und Salben. Die Phytotherapie basiert auf jahrhundertelanger Erfahrung und wissenschaftlicher Forschung und wird oft als natürliche Alternative oder Ergänzung zur Schulmedizin eingesetzt.
Bis heute stammt eine Vielzahl moderner Arzneien direkt oder in abgewandelter Form von Pflanzen ab. So z. B. das Gichtmittel Colchicin aus Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale), die Herzmittel mit Digitalisglykosiden aus dem roten Fingerhut (Digitalis purpurea) und das Schmerzmittel Aspirin bzw. ASS das auf die Weidenrinde (Salicis cortex) zurückgeht.
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